SHAPES & TECHNOLOGIE

FAQ oder häufige Fragen zum Design eines Windsurfboards.

Eine Custom Made ist ein Unikat. Um euch das gewünschte Brett bauen zu können, müssen wir wissen WIE und WO ihr surft. Aus euren Angaben entwickeln wir einen Shape, der euren Anforderungen gerecht wird. Das wir dabei nicht im Kaffeesatz lesen, sondern planvoll vorgehen ist selbstverständlich.   

Mit dieser Seite wollen wir euch etwas in die Kunst des Surfbrettdesigns einführen, um besser verstehen zu können, was machbar ist. Profis können anführen, daß dieses oder jenes nicht ganz korrekt ist, da man dies und das ja auch so und so machen kann.... Natürlich ! Richtig ! Aber ein paar Geheimnisse müssen selbst wir noch behalten..

Doch nun genug der Einführung und viel Spaß beim Studieren  (das gilt natürlich auch für alle Shaper - Kollegen) !

Aus der Designersicht setzt sich ein Surfbrett aus verschiedenen Komponenten zusammen: Der Bodenline (Scoop-Rocker-Kurve), den Rails (Kanten) und der Outline (Umriß), dem Volumen und natürlich der Breite und der Länge.

Fangen wir mit dem einfachsten an, dem aber (zu unrecht) von vielen das größte Gewicht zugesprochen wird:

Die Outline:

Der begnadete ex High-Tech Shaper (jetzt übrigens Priester) Craig Maisonville sagte einmal, daß die Outline ca. 15% der Fahreigenschaften bestimmt (zu den übrigen 85% kommen wir später). Auf die Frage nach einer Outline erhält man meistens die Antworten Pin-Tail oder Squash-Tail. Das sind jedoch Heckformen, die zunächst wenig mit der Funktion einer Outline zu tun haben. Eine passendere Unterscheidung für eine Outline ist hingegen "verrundet" oder "gestreckt". Verrundete Outlines machen ein Brett tendenziell drehfreudiger oder "loose", führen aber zu einer gewissen "Spurschwäche" bzw. Unruhe bei höheren Geschwindigkeiten. Dazu ein Gedankenspiel: Schließt eure Augen und stellt euch ein Brett bei einer Halse oder einem Bottom Turn vor. Die Drehfreudigkeit und Spurstabilität eines Brettes wird bei sogenannten Rail-to-Rail-Manövern (z.B. Wellenreiten: Bottom Turn - Cut Back) genau von dem Outlineabschnitt bestimmt, der zwischen Mastfuß und Fußschlaufe liegt. Das Brett gleitet auf diesem Kantenabschnitt durch die Kurve. Meistens wird sich auch die breiteste Stelle irgendwo in der Mitte zwischen Mastfuß und vorderster Fußschlaufe befinden. Stark verrundete Outlines haben dort einen relativ kleinen Berührungspunkt mit dem Wasser. Das bedeutet zum einen wenig Widerstand beim "Drehen", erhöht also die Drehfreudigkeit, zum anderen erzeugt dieses Design jedoch auch "viel Druck" auf einer kleinen Fläche. Windwellen und Unruhe im Wasser werden direkter auf das Board übertragen und das Board wirkt unruhig oder im Extremfall unkontrollierbar. Also wie im richtigem Leben: Rundungen sind schwer zu kontrollieren ...

Shaper beschreiben eine Outline durch das Verhältnis von 5 Größen: Der Länge, der maximalen Breite und deren Position von der Mitte des Brettes aus gesehen, sowie den One-Foot-Off Maßen (Breite des Brettes 30,48cm vom Bug bzw. vom Heck). Eine Position der breitesten Stelle hinter der Mitte, gepaart mit einem schmalen Bug und einem schmalen Heck führt zu einer sehr runden Outline. Macht man das Bord in der Mitte nun etwas schmaler bzw. im Bug oder Heck etwas breiter, so wird die Outline gestreckter und das Brett erhält wie beschrieben bessere Eigenschaften im Geradeauslauf. Ebenso führt das Verschieben der breitesten Stelle nach vorn dazu, daß das Brett ruhiger fährt.

 

Die Bodenline:

70% des Fahrverhaltens werden von der Bodenlinie bestimmt. Nun braucht man kein Raketenwissenschaftler zu sein, um sich vorstellen zu können, daß flache Bodenlinien besser angleiten als steile (für den der es nicht glaubt sei ein kleiner Auto Selbstversuch empfohlen: man halte seine Hand aus dem geöffnetem Fenster in den Fahrtwind und stelle sie vertikal. Sollte man dies bei einer Geschwindigkeit jenseits der 200km/h versuchen, wird die Hand jetzt nach hinten gegen den Fensterrahmen geschleudert und bestenfalls entsteht ein häßlicher blauer Fleck (Kids - don´t try it at home !!). Der Versuch beweist: Der Widerstand ist hoch. Übertragen auf ein Surfbrett bedeuten diese Erkenntnisse, daß man ein Brett möglichst flach halten sollte. Wäre da nicht die Reibung des Wassers (eine hohe benetzte Fläche bremmst), die Wellen (ein Brett ohne Aufbiegung am Bug würde wie ein Torpedo durch die Wellen durchtauchen, anstatt über sie hinweg zu fliegen) und die Drehfreudigkeit (die bei einer geraden Bodenlinie einem Fahrrad mit festgerostetem Lenker gleichen).

Halten wir also fest: Aufbiegung am Bug soviel wie nötig, dann eine möglichst flache Bodenlinie und im Heck wieder Kurve zur Erhöhung der Drehfreudigkeit. Je mehr Kurve in der Bodenline vorhanden ist, desto besser wird das Brett drehen, je weniger, desto besser wird es an- und durchgleiten. Je früher ein Brett gleitet, desto eher wird es seine maximale Geschwindigkeit erreichen. Geschwindigkeit ist eine sehr zweischneidige Sache - ist ein Brett zu schnell, fährt man der Welle leichter ungewollt davon.  Zu wenig und man kann sie gar nicht erst fangen. Eine feste Regel gibt es nicht - entgegen der Beteuerungen der Hersteller einiger Serienboards - "GET YOUR STYLE".

 

Die Rails:

Rails, Enlisch: Kanten oder Schienen. Genauso prägen sie auch ein Surfbrett: Mitunter fährt es nur geradeaus bis es zu einem Unglück kommt und es aus den Gleisen kippt.
Gerade die Rails prägen im Zusammenspiel mit der Bodenlinie das Fahrverhalten eines Surfbrettes. Logisch: Stellt man ein Brett auf die Kante (wie bei jeder Kurvenfahrt), so wird aus der Rail die Bodenlinie. Das Zusammenspiel von Bodenline, Outline und Rail stellt wohl den kritischsten Faktor für die Qualität eines Surfbrettes überhaupt dar.
Doch wie funktionieren nun die unterschiedlichen Rails und wie lassen sie sich vernünftig in einem Surfbrett kombinieren.

Hart oder weich ?
Harte Rails (d.h. „eckige“ Rails ) erzeugen einen   sehr guten Wasserabriß, führen aber auch sehr stark bzw. neigen zum Verschneiden. Sie machen ein Brett schnell.
Weiche Rails haben wenig Eigenlenkverhalten, leider aber auch einen schleichten Wasserabriß. Sie machen ein Brett langsam.

Ihr seht, das Thema Rails ist sehr komplex und wie eigentlich alles im Surfbrettbau eine Erfahrungs-, Geschmacks- und Abwägungssache. Es gibt sicherlich kein Geheimrezept, wohl aber ein paar Daumenregeln, die bei Beachtung dazu führen, daß zumindest kein schlechtes Board entsteht.

Bugbereich: Runde, relativ dünne Rails mit einem mittig liegenden Wendepunkt: Sie geben Wind und Wellen wenig Angriffsfläche, sorgen für weiche Landungen nach Sprüngen und sind richtungsneutral.

Mastfußbereich: Hier hat die Rail ihre größte Dicke. Der Wendepunkt der Rail liegt tief bei ca. 30% der Raildicke. Meist wird die Rundung für einen besseren Wasserabriß durch einen flachen Winkel am Unterwasserschiff abgeschlossen (Tucked Under Edge). Das Gewicht des Rigs wird in diesem Bereich in das Surfbrett eingeleitet. D.h. für den Designer, daß an dieser Stelle viel Auftrieb benötigt wird. Da der Drehpunkt eines Surfbrettes jedoch weiter hinten liegt  (zwischen Mastfuß und Fußschlaufen),  darf die Rail an dieser Stelle kein Eigenlenkverhalten haben, muß aber trotzdem genügend Kantengriff erzeugen, um das Brett nicht aus der Kurve driften zu lassen.

Mastfuß bis zur ersten Fußschlaufe:  Dies ist DER aktive und wichtigste Bereich. Die Railform gleicht im vorderen Teil der am Mastfuß (was auch sonst) um dann fließend in ein dünne „down hard“ Heckrail überführt zu werden. Die Railform muß generell so gestaltet werden, daß eine optimale Griff / Wedigkeit / Geschwindigkeits – Relation erzeugt wird. Die Railform in diesem Bereich bestimmt zu 70% die kantenabhängigen Fahreigenschaften eines Boards (und nicht ein noch so messerdünnes Heck). Normale Serienboards verfügen hier über einen Kompromiß aus allem.  Custom Mades können gerade hier ihre stärken ausspielen, indem sie für das Gewicht und das Fahrkönnen des Surfers optimiert werden. Die Möglichkeiten sind groß: von der Baseball oder Coca – Cola Rail für Leichtwindboards bis zur hauchdünnen Softrail für Rhino-Chaser (Big-Wave-Guns).

Heck: Hier sind die Rails grundsätzlich relativ scharf, um einen guten Wasserabriß zu erzeugen. Dickere Rails im Heck erzeugen hier etwas mehr Auftrieb und Geschwindigkeit, was gerade dem Wellenreiten an der Ostsee entgegen kommt. Dünne Rails graben sich tiefer ein und führen somit besser bei hohen Geschwindigkeiten.

Eines zum Schluß: Serienbretthersteller beachten diese Regeln meist, das muß fairerweise gesagt werden, sehr gut. Da Serienbretter jedoch immer für die breite Masse gemacht werde, ergibt sich gerade hier ein großes Potential zur Verbesserung der Fahreigenschften.